Workshops im öffentlichen Raum

Aus Agora Köln
Version vom 19. August 2022, 12:20 Uhr von Dana Dübbers (Diskussion | Beiträge)
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Hockerbau-Workshop in Köln Kalk, Foto: Sebastian Wolf

Beschreibung

Ihr möchtet Workshops im öffentlichen Raum anbieten? Z.B. weil euer Thema den öffentlichen Raum betrifft, oder weil ihr hier die Menschen erreichen könnt, die euer Thema betreffen? Dabei eignet sich das Workshop-Format besonders gut dafür, mit den Menschen vor Ort ganz konkret an eurem Thema zu arbeiten und ins Gespräch zu kommen. Dabei erreicht ihr im öffentlichen Raum nicht nur die geladenen Teilnehmenden, sondern, je nach Gestaltung eures Workshops, auch die Passant:innen.

Anleitung Schritt für Schritt

Thema und Ziel

Ob ihr allein startet oder in einem Team, zu Beginn solltet ihr euer Thema und die Ziele des Workshops klar benennen können. Was ist euer Thema? Was genau und wen wollt ihr mit dem Workshop erreichen? Wenn ihr diese Fragen geklärt habt, fällt es später leichter, Unterstützer:innen und Kooperationspartner:innen zu finden.

Team, Unterstützer:innen und Kooperationspartner:innen

Ab jetzt ist es sinnvoll, ein Netzwerk aufzubauen, dass Euch bei der Umsetzung des Projektes hilfreich ist. Im Idealfall habt Ihr bereits ein Team, das die nachfolgenden Aufgaben übernimmt oder Ihr sucht euch hierfür die passende Unterstützung. Wenn Ihr als Einzelperson oder Initiative agiert, kann es hilfreich sein, Euch Kooperationspartner:innen wie Vereine zu suchen, um z.B. Fördergelder zu beantragen oder Genehmigungen einzuholen. Bei der Auswahl von Kooperationspartner:innen solltet Ihr darauf achten, dass diese zu eurem Thema passen. Wichtig können auch deren Ressourcen und deren Netzwerk sein.

Konzeption & Gestaltung (Außenwirkung)

Eure Ziele, die Zielgruppe und mögliche Kooperationspartner:innen im Blick, geht es nun an die Erarbeitung des Workshop-Konzeptes. Wie wollt Ihr eure Workshop-Ziele erreichen? Was genau soll erarbeitet werden? Entstehen im Workshop Dinge, die die Teilnehmenden danach mitnehmen können, als Erinnerung? Oder soll gemeinsam etwas geschaffen werden? Wie wird nach dem Workshop damit umgegangen?

Welche Mittel stehen Euch oder möglichen Kooperationspartner:innen zur Verfügung? Mit welchen ‚Aufgaben‘ wollt ihr euer Thema für die Teilnehmenden greifbar machen? Im öffentlichen Raum herrscht ein Kommen und Gehen. Hier eignen sich besonders offene und niedrigschwellige Formate, mit der Möglichkeit der spontanen Teilnahme, ohne feste Zeitfenster. Die Teilnehmenden sollten den Workshop jeweils in ihrem eigenen Tempo durchführen können. Einzelne Workshop-Stationen (falls nötig) können dabei helfen, den Workshop zu strukturieren. Dabei ist zu klären, ob jede Station eine:n Betreuer:in braucht oder ob das anders gelöst werden kann, z.B. durch Stations-Hinweise.

Je niedrigschwelliger ihr den Workshop ausgestaltet, desto diverser können die Teilnehmer:innen sein. Habt ihr z.B. die Möglichkeit, Menschen mit besonderen Bedürfnissen, wie z.B. blinde Menschen, einzubeziehen, bzw. wie könnt ihr das möglich machen? Verwendet wo möglich und passend Bilder und Icons. Wo Sprache notwendig ist, verwendet möglichst einfache Sprache. Lasst diese in die vor Ort relevanten Sprachen übersetzen.

Gestaltet das Workshop-Setting vor Ort offen, mit möglichst wenig Barrieren, sodass sich die Menschen eingeladen fühlen. Bzw. macht euch Gedanken darüber, welche Wirkung ihr bei den Menschen erzielen wollt. Ein Teppich schafft eine gemütlichere aber auch privatere Atmosphäre und kann dadurch geschlossener wirken. Auch Pavillons schaffen einerseits einen Schutzraum bei z.B. Regen, andererseits aber auch eine Einrahmung die als geschlossen wahrgenommen werden kann. Auch eure Körperhaltung und eure Ausstrahlung tragen viel zu der Stimmung und Atmosphäre vor Ort bei. Seid offen und wendet Euch den Menschen zu, ohne aufdringlich zu sein.

Planung =

Nun wird es konkret: Welche Orte im öffentlichen Raum eignen sich ? Welche Genehmigungen braucht ihr für diesen Ort und für das was ihr dort tun wollt? Wie lange soll der Workshop dauern? Wann startet und endet der Workshop? Zu welcher Jahreszeit, bei welchem Wetter, an welchem Wochentag und zu welcher Uhrzeit lässt sich euer Workshop am besten durchführen? Wann und wo erreicht Ihr eure Zielgruppe am besten?

Genehmigungen und Anträge stellen

Wenn Ihr bei der Durchführung eures Workshops auf Nummer sicher gehen wollt, solltet Ihr euch eine offizielle Genehmigung einholen. Sonst könnte es passieren, dass Ihr mittendrin wieder das Feld räumen dürft. Dafür stellt Ihr bei eurer Stadt entweder einen Antrag auf Sondernutzung einer öffentlichen Fläche. Oder, je nachdem wie euer Anliegen aussieht, besteht auch die Möglichkeit, eine Freiraum-Demo anzumelden. Mehr Infos zur Freiraum-Demo findet ihr hier: https://wiki.agorakoeln.de/index.php?title=Freiraum-Demo

Wenn Ihr einen Antrag auf Sondernutzung stellt, geht das bei der Stadt Köln formlos. Für die Genehmigung fallen in der Regel Gebühren an. Kontaktdaten für Köln finden Ihr unten bei betroffene Ämter. Bei der Stadt Köln werden die Anträge in der Reihenfolge der Veranstaltungsdaten abgearbeitet. Es kann manchmal sein, dass man erst 1-2 Wochen vorher die Genehmigung bekommt und diese auch noch Änderungen enthält. Scheut euch daher nicht davor, vorher per Mail oder telefonisch Kontakt aufzunehmen, um kritische Fragen zu klären. Euer Antrag auf Sondernutzung sollte folgende Informationen enthalten:

o Antragstellende Person, bzw. Institution und Ansprechpartner:in mit Kontaktdaten:Es ist sehr schwierig als einzelne Privatperson eine Genehmigung zu bekommen. Hier sind die Kooperationspartner hilfreich, die euch Legitimation verschaffen können. Fragt sie, ob die den Antrag für euch stellen können. Möglich ist es auch, wenn Ihr euer Projekt als Studienprojekt durchführen könnt, weil ihr Student:innen seid.

o Datum und Uhrzeiten

o Genauer Ort mit Adresse

o Skizzenhafter Lageplan zu den genauen Aufbauten. Am besten nehmt Ihr hierfür eine Kartenansicht in der Draufsicht über z.B. Open-Streetmap (s. Nützliche Websites) als Unterlage und zeichnet dort all eure Aufbauten ein. Dies ist wichtig, damit das Amt überprüfen kann, ob die Verkehrssicherheit gegeben ist. Es sollte immer eine Restgehwegbreite von 2m übrig bleiben. Zudem kann mit dem Lageplan die genaue Standfläche und die Gebühren für die Standfläche berechnet werden.

o Eine Projektskizze, die beschreibt, was Ihr in dem Workshop macht. Denkt dabei daran, an wen Ihr den Antrag adressiert. Es geht nicht darum Teilnehmer:innen zu gewinnen, sondern eine Behörde davon zu überzeugen, dass es einen legitimen Grund für den Workshop gibt und Ihr dabei niemanden in Gefahr bringt. Ihr müsst Angaben zu Strom- oder Wasserbedarf machen. Werden hierfür z.B. Kabel verlegt, über die Menschen stolpern könnten? Entstehen laute Geräusche durch Werkzeuge/Maschinen? Beschreibt, wie ihr mit potentiell störenden oder gefährlichen Tatsachen umgeht. Die Aufbauten müssen standsicher und brandsicher sein.

o Weiterhin sind Fotos, Bilder oder Skizzen hilfreich, die zeigen, wie es am Workshoptag vor Ort zugehen soll.

Kommunikation/ Werbung

Nun ist es an der Zeit, euren Workshop bekannt zu machen und Menschen dafür zu begeistern, mitzumachen. Über welche Kanäle erreicht Ihr eure Zielgruppe, nicht nur Teilnehmende sondern auch mögliche Unterstützer:innen? Könnt ihr hierfür euer Netzwerk nutzen? Welche Ansprache passt zu eurer Zielgruppe und wie funktionieren die einzelnen Kanäle? Werbung über Plakate ist anders als über Flyer, Email oder Social Media. Und weniger ist manchmal mehr. Was ist besonders interessant an eurem Workshop und warum sollten die Leute dabei sein? Braucht Ihr Übersetzer:innen für Eure Texte, so solltet Ihr euch frühzeitig darum kümmern. Auch macht es Sinn Feedback einzuholen, ob eure Werbung für Außenstehende verständlich ist. Vor allem, wenn Texte übersetzt werden. Fragt dazu am besten Menschen außerhalb eurer eigenen Blase. Ihr könnt euren Workshop frühzeitig ankündigen, z.B. mit einem Save-the-Date und einer kurzen Info worum es geht. Dann haben die Menschen schon mal davon gehört/gelesen. Ca. 1-2 Wochen vorher sollte Ihr dann die konkreten Daten ankündigen: Was, Wann, Wo, Wer ist eingeladen? 1-2 Tage vorher und am Tag selbst könnt Ihr dann z.B. über Social-Media nochmal eine Erinnerung raus schicken. Welche Presse wünscht Ihr euch für euren Workshop? Denkt daran, den Workshop hierüber entsprechend anzukündigen und die entsprechenden Pressevertreter:innen zu eurem Workshop einzuladen, damit diese davon berichten.

Material beschaffen

Welche Materialien braucht Ihr, um euren Workshop-Stand aufzubauen? Hilft euch bestimmte Dekoration dabei, eine besonders einladende Atmosphäre herzustellen? Was braucht Ihr, um die eigentlichen Workshop-Inhalte umzusetzen? Denkt auch an Sicherheit und Hygiene: Verbandskasten, Desinfektion, …Bevor Ihr am Ende euer Material zusammenpackt, erstellt eine Packliste. Die kann euch beim Aufbau und Abbau helfen, ob Ihr alle Dinge zusammenhabt.

Aufbau

Es ist so weit, heute soll der Workshop stattfinden. Alles Material ist bereits gepackt. Ihr habt genügend Helfer:innen, die euch beim Transport und vor Ort beim Aufbau helfen. Gut ist es, wenn klar ist wer beim Aufbau welche Aufgaben übernehmen kann. Je reibungsloser es läuft, desto eher habt ihr vorm Workshop-Start noch Zeit für Details.

Durchführung

Viel Spaß! Der Workshop kann beginnen. Im besten Falle läuft alles so, wie ihr es euch vorgestellt habt. Falls nicht, scheut euch nicht zu improvisieren und euer Vorgehen anzupassen, natürlich euer Ziel im Blick. Im öffentlichen Raum, kann auch trotz bester Planung und Voraussicht so viel passieren, was Ihr nicht vorhersehen könnt. Am aller wenigsten die Reaktion der Menschen vor Ort. Und jede Veranstaltung bringt neue Erfahrungen. Freundlich, offen und entspannt sein hilft bei Vielem. Manchmal muss man sich aber auch abgrenzen, wenn Menschen unangenehm werden oder einen vom eigentlichen Ziel des Workshops abhalten. Man kann es nicht allen Menschen recht machen.

Für die Projektdokumentation, aber auch als Erinnerung für einen selbst, kann es sinnvoll sein, den Workshop fotografisch oder filmisch zu begleiten. Wenn ihr Nahaufnahmen (Fotos/Videos) von einzelnen Teilnehmenden machen möchtet, auf denen man das Gesicht der Person erkennen kann, braucht ihr eine Einwilligung zur Veröffentlichung von Fotos/Videos nach DSGVO. Vorlagen hierzu findet ihr im Netz. Für Gruppenaufnahmen braucht ihr theoretisch keine Einwilligung. Fair ist aber offen zu kommunizieren, dass Aufnahmen gemacht werden. Ihr könnt den Personen, die nicht fotografiert werden möchten, z.B Aufkleber anbieten, mit denen sie anzeigen können, dass sie nicht fotografiert werden möchten. Bei Minderjährigen braucht ihr die Einwilligung der Erziehungsberechtigten.

Abbau

Eure Packliste kann euch dabei helfen, nichts zu vergessen. Was passiert nun mit den mitgebrachten Materialien und den Workshop-Ergebnissen. Finden weitere Workshops statt, dann könnt Ihr die Materialen weiterverwenden, aber wo werden diese zwischengelagert? Gibt es Verbrauchsmaterialien, die Ihr vor dem nächsten mal neu besorgen müsst? Wenn es nicht weitergeht, was passiert dann mit den Materialien, die nicht geliehen sondern extra neu angeschafft wurden? Wer aus eurem Netzwerk kann diese noch gebrauchen? Wenn z.B. gemeinsam etwas gebaut wurde, was passiert nun damit?

Ihr hattet bestimmt Hilfe bei der Durchführung. Vergesst nicht euch am Ende bei Euren Helfer:innen, bzw. Euch als Team gegenseitig zu bedanken und einen guten Abschluss zu finden.

Nachbereitung

Sobald ihr euch eine kleine Verschnaufpause gegönnt habt, kann eine Nachbereitung sinnvoll sein. Vor allem wenn es noch weitere solcher Workshops oder ähnliche Aktionen geben soll. Vielleicht könnt Ihr im Team eine kleine Feedbackrunde machen. Was ist gut gelaufen? Was wollt Ihr beim nächsten mal anders machen? Evtl. Könnt Ihr einen kleinen Abschlussbericht (Blogbeitrag o.ä.) schreiben, mit Impressionen in Form von, Fotos, Videos oder Zitaten und diesen in eurem Netzwerk teilen.

Betroffene Ämter und Gesetze

Stadt Köln: Amt für öffentliche Ordnung, Abteilung Nutzung öffentlicher Flächen

Kontakte der Stadt Köln für die Nutzung öffentlicher Flächen

Kontaktformular der Stadt Köln für die Nutzung öffentlicher Flächen

Nützliche Websites

Openstreet-Map für die Planung der Aufbauten des Workshops


Beispiele

Im Frühjahr 2022 hat in Köln-Kalk der Bauworkshop «Ein Starkes Stück Kalk» vor dem Stadtgarten Kalk stattgefunden.

Downloadmöglichkeiten, Vorlagen

Bilder

Erfahrungen / Kommentare