Superblocks

Aus Agora Köln
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Abb.1 Superblock in Sant Antoni, Barcelona, Foto: Hannah Walther, Agora Köln

Beschreibung

Entspannt auf der Straße flanieren, eine gemütliche Pause mitten auf der Kreuzung einlegen, Kräuter für die Tomatensauce ernten und den Bienen beim Summen zuschauen – und das alles Mitten in der Stadt?! Superblocks nach spanischem Vorbild machen’s möglich.

Das Modell ist simpel: Eine definierte Reihe von Straßen schließt eine innere Zone ein, die für den Durchgangsverkehr gesperrt ist. Nur Anwohner:innen, Rettungsfahrzeuge und Taxis können in das Gebiet einfahren. Für Lieferungen gibt es eine spezielle Regelung.

Wie auch Ihr das Konzept der Superblocks in euer Veedel holen könnt, lest ihr hier.

Anleitung Schritt für Schritt

1. Kerngruppe finden

Zuerst gilt es, weitere Mitstreiter:innen für Euer Anliegen zu finden. Fragt Menschen in Eurer Umgebung, ob sie Lust hätten, sich gemeinsam für einen Veedelsblock einzusetzen. In der Kleingruppe legt Ihr eure Wünsche und Ziele fest, macht das Superblock-Konzept in Eurem Umfeld bekannt und verteilt erste Aufgaben (z.B. Plan erstellen, Social Media, Website etc.). Findet einen Namen für eure Gruppe, damit andere euch wiedererkennen.

2. Unterstützer:innen finden

Eine Partnerorganisation kann Euch den Rücken bei Eurem Bürgerantrag stärken. Ihr könnt Euch lokal nach Vereinen, Initiativen etc. umschauen, die sich mit dem Thema befassen und z.B. Zugang zu Expertise haben. Sprecht am Besten auch Kindergärten, Schulen, Kirchengemeinenden und Bürgervereine frühzeitig an und bezieht Sie ein – manche ärgern sich schon länger über den Verkehr im Viertel und unterstützen Euch gerne. Auch könnt Ihr bei Umweltinitiativen anfragen, ob sie Euch bei Eurem Vorhaben unterstützen möchten. Ihr solltet euer Vorhaben im Veedel möglichst publik machen, um die Nachbarschaft auf Eurer Seite zu haben. Ladet Interessierte dazu ein, Eurer Gruppe beizutreten.

3. Den öffentlichen Raum erlebbar machen

Oft hilft es, Forderungen direkt im öffentlichen Raum erlebbar zu machen. Wenn Ihr einen Superblock plant, könnt Ihr einzelne Elemente davon zum Beispiel mit einer Freiraum-Demo oder einem Parklet erlebbar zu machen. Solche Projekte sind auch gute Gelegenheiten, neue Nachbar:innen einzubinden und direkte Erfolgserlebnisse zu schaffen.

4. Mit Kritik umgehen

In einem Veedel leben viele Menschen mit verschiedenen Ansichten, Meinungen und Interessen. Beim Publik machen von Eurem Projekt, wird es immer auch Gegenstimmen geben. Daher ist es wichtig, sich vorher darüber im Klaren zu sein und auf die häufigsten Gegenargumente vorbereitet zu sein. Im Berliner Kiezblock Faktencheck findet Ihr einige der häufigen Einwände und wie Ihr dagegen argumentieren könnt: https://www.kiezblocks.de/konzept/faktencheck/. Viele individuelle Anliegen lassen sich in konstruktiver Kommunikation lösen und sollten berücksichtigt werden. Andere Menschen sind prinzipiell dagegen – daran kann man auch durch Diskutieren nichts ändern.

5. Plan erarbeiten

Für Euren Bürgerantrag braucht Ihr einen Plan für Euren Superblock. Dieser muss nicht dem Niveau der Pläne der großen Planungsbüros entsprechen, sondern sollte den politischen Entscheider:innen eine Orientierung über Euer Vorhaben geben. Eure Ideenskizze sollte die folgenden Bestandteile haben:

  • ein „Verkehrskonzept“ für die Führung des motorisierten Verkehrs. Hierbei solltet Ihr folgendes beachten:
    • Das Konzept sollte sich im Idealfall an den vorhandenen Einbahnstraßen orientieren und diese nur dort anpassen wo es notwendig ist, um Durchfahrtsverkehr aus dem Veedel raus zu halten.
    • Hierfür könnt Ihr zum Beispiel Einbahnstraßen drehen. Hierbei ist zu beachten, dass die Aus- und Einfahrt an der jeweiligen Einmündung vernünftig geregelt ist. Treffen gedrehte Einbahnstraßen am Rand des Gebietes auf größere Straßen, muss hier die Kreuzung meist angepasst werden.
    • Ein anderes Instrument sind „Diagonalsperren“, die an Kreuzungen die Geradeausfahrt unterbinden (wie in Köln an der Kreuzung Kyffhäuser / Hochstadenstraße oder der Körnerstraße / Stammstraße).
    • Alternativ und im Ausnahmefall können Straßen auch zu Sackgassen werden, wie die Maybachstraße. Hierbei ist zu beachten, dass große Fahrzeuge (insb. Müll- und Rettungsfahrzeuge) wenden oder per "Schlüssellösung" die Straße durchgängig befahren können.
  • Ein Gestaltungskonzept mit konkreten Vorschlägen für die Installation von Grünflächen, neuen Bäumen, Sitzgelegenheiten, Spielgeräten, Brunnen usw. Überlegt Euch, wo Ihr neue Platzqualitäten schaffen könnt und wollt.
  • Eine Begründung, warum der Superblock gerade in Eurem Viertel sinnvoll ist, welche Gruppen ihn unterstützen und warum, und wie die Bürger:innen im weiteren Prozess eingebunden werden sollen.

Denkt gerne auch Barrierefreiheit mit. Euer Plan sollte zur Veranschaulichung auch eine Skizze beinhalten. Dafür könnt Ihr z.B. mit Screenshots von OpenstreetMap (kostenlos) oder anderen Kartendiensten arbeiten und in Powerpoint Pfeile etc. einfügen.

5. Bürgerantrag bei der Stadt stellen

Euren Antrag könnt Ihr entweder unverbindlich bei den politischen Gremien vorstellen oder direkt formal bei der „Geschäftsstelle für Anregungen und Beschwerden an Rat und Bezirksvertretungen“ einreichen.

Über den ersten Weg bekommt Ihr direktes Feedback aus der Politik und könnt dieses in die Superblock-Planungen einarbeiten. Zudem kann es sein, dass die Politik direkt selber einen Antrag auf der Basis Eurer Ideen entwickelt. Welches Gremium für Euren Antrag zuständig ist, hängt davon ab, wie groß und bedeutend die Straßen sind, die Ihr ändern wollt. Bei eher kleinen Nebenstraßen sind die Bezirksvertretungen zuständig, bei größeren Straßen braucht Ihr einen Beschluss des Verkehrsausschusses (die genauen Regelungen findet Ihr in der Zuständigkeitsordnung - https://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/satzungen/zust%C3%A4ndigkeitsordnung_27072017.pdf)

Auf dem zweiten Weg habt Ihr mehr Kontrolle über Euren Antrag, zudem muss die Verwaltung euch über Ihre Einschätzung des Vorschlags informieren und Ihr habt Rederecht (in der Bezirksvertretung oder im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden, je nach Zuständigkeit). Auch hier kann die Politik natürlich noch Einfluss haben und zum Beispiel einen „Änderungsantrag“ zu Eurem Stellen. Aber selbst dann bleibt online dokumentiert, was eure ursprünglichen Pläne waren.

6. Kommunikation

Wie Ihr Euch organisiert, bleibt natürlich Euch überlassen. Es empfiehlt sich aber, regelmäßige Gruppentreffen z.B. jeden dritten Donnerstag im Monat festzulegen, damit auch Interessierte einen niederschwelligen Zugang zu eurer Gruppe finden. Außerdem könnt Ihr zur besseren Sichtbarkeit und für Ankündigungen, Termine etc. eine Website und Social Media-Kanäle erstellen. Flyer zum Auslegen sind auch eine gute Möglichkeit, um weitere Menschen anzusprechen. Plattformen wie Nebenan.de oder Nachbarschaftsgruppen auf Facebook können Euch ebenso helfen.

Ansonsten: nutzt Veranstaltungen vor Ort! Der Wochenmarkt, der nächste Flohmarkt oder das Straßenfest sind super Gelegenheiten, um Eure Nachbar:innen zu erreichen.

Betroffene Ämter und Gesetze

Nützliche Websites

Beispiele

Die ersten Superblocks wurden in Barcelona in den Nachbarschaft Gràcia und Sant Antoni angelegt.

Downloadmöglichkeiten, Vorlagen

Ein Beispiel für einen Antrag für einen (eher kleinen) Superblock findet ihr hier am Beispiel des „Klettenplätzchens“

Bilder

Erfahrungen / Kommentare