Straßenfeste

Aus Agora Köln
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Beschreibung

Ihr wohnt seit Jahren in einer Straße oder einem Haus und kennt trotzdem nur wenige Nachbar:innen?

In Eurer Straßengemeinschaft ist die Luft raus und Ihr wisst nicht, wo Ihr ansetzen könnt?

Ein Straßenfest kann die Menschen in der Straße zusammenschweißen und neue Impulse in der Nachbarschaft setzen. Straßenfeste bringen Spaß, Begegnungen und spannende Gespräche.

Im ersten Jahr bedeutet die Organisation noch viel Aufwand und Kraft. Doch ist der Grundstein einmal gelegt und habt Ihr einmal Expertise und Erfahrungen gesammelt, geht es in den Folgejahren deutlich einfacher.

Anleitung Schritt für Schritt

Team

Zuerst braucht es eine Kerngruppe, die die Zügel in die Hand nimmt und sich regelmäßig trifft.

Oft sind dies nur 2-3 Menschen, die die ganze Zeit am Ball bleiben und gelegentlich größere Treffen einberufen.

Um Euch in dieser Kerngruppe zu finden und Verantwortlichkeiten zu klären, könnt Ihr einen Kennenlernabend organisieren. Hierfür eignen sich entweder öffentliche und konsumfreie Orte wie Plätze im Veedel; gemütliche Cafés, Kneipen und Kiosks oder vielleicht der Garten oder Hinterhof eines Team-Mitglieds.

Am einfachsten ladet Ihr Interessierte mit Zetteln in den Briefkästen zu Eurem Treffen ein. Zusätzlich könnt Ihr einen Aufruf auf nebenan.de starten. Wenn Ihr das Gefühl habt, viele Mitstreiter:innen in der Nachbarschaft zu haben, könnt Ihr direkt zu einem bestimmten Termin einladen. Ansonsten bietet sich eine Terminfindung mit einigen Interessierten an.

An dem Treffen können dann Aufgaben verteilt werden. Vielleicht gibt es ja auch Expertise zu bestimmten Themen in der Runde. Diese Aufgaben fallen an:

  • Menschen aus der Straße ansprechen, für eigene Aktionen motivieren und geduldig auf Kritiker:innen zugehen.
  • sich selbst bunte und kreative Aktionen ausdenken.
  • sich um Essen und Getränke kümmern.
  • das Geld im Blick behalten.
  • den Kontakt zu den Behörden halten und die rechtlichen Fragen regeln.
  • die Logistik planen – von Bierbänken über Stromanschlüsse bis hin zu Müllbeuteln.
  • Musiker:innen und Künstler:innen ansprechen.

Konzeption

Wie soll Euer Fest aussehen? Macht Euch Gedanken über Größe, involvierte Personen und Initiativen sowie das Programm und den zeitlichen Ablauf.

Macht Euch eingangs klar:

  • Wie viel Platz benötigen wir wofür?
  • Welcher Straßenabschnitt bietet sich dafür an?
  • Muss der Autoverkehr umgeleitet werden?
  • Wo müssen Halteverbotszonen eingerichtet werden?

In der Mitte der Straße muss eine Notfallgasse für Rettungswagen von mindestens 3,50 Metern frei bleiben, Aufbauten kommen also an den Rand oder in Parkbuchten.

Lasst Euch bei der konkreten Konzeption am besten von einer professionellen “Verkehrssicherungsagentur” unterstützen. Diese erstellt einen soliden Verkehrszeichenplan für das Ordnungsamt und garantiert Euch, dass die Verkehrs- und Absperrmaßnahmen ausreichend und umsetzbar sind.

Am Ende der Konzeptphase steht der Genehmigungsantrag. Dieser enthält:

  • Ort, Datum und Zeitfenster Eures Festes
  • Inhaltliches Konzept
  • Listung Eurer Unterstützer:innen (z.B. Unterschriftenliste der Nachbar:innen)
  • Erwartete Besucherzahl (zu einem bestimmten Zeitpunkt, nicht über den Tag verteilt)
  • Eine Aufbauskizze mit Angaben zu Bühnen, Ausschank und Verkaufsständen, etc.
  • Anhang: Verkehrszeichenplan (via Verkehrssicherungsagentur)

Tipp: Holt jetzt auch schon erste Angebote benötigter Dienstleister, siehe Schritt Auflagen erfüllen ein! So erspart Ihr Euch späteren Stress.

Konzept beim Ordnungsamt einreichen

Den Antrag reicht Ihr dann beim Ordnungsamt ein.

Dieses genehmigt euer Straßenfest und informiert die beteiligten städtischen Einrichtungen wie das Amt für Straßen- und Verkehrstechnik, die Polizei, die Feuerwehr und gegebenenfalls die örtlichen Verkehrsbetriebe.

Den Antrag kann ein:e Einzelne:r von Euch als Privatperson einreichen - oder Ihr stellt ihn über eine “juristische Person”, das heißt z.B. einen eingetragenen Verein. Diese Person ist ab sofort der:die offizielle Veranstalter:in.

Auflagen erfüllen

Wenn der Antrag eingereicht ist, müsst ihr weitere Auflagen erfüllen:

  • Versicherung: Ihr braucht eine Veranstaltungshaftpflichtversicherung für Euer Straßenfest. Die Versicherungspolice reicht Ihr zum Genehmigungsantrag nach.
  • Sanitätsdienst: Je nach Größe fordert das Ordnungsamt eine Zahl von Sanitäter:innen, die Ihr beschäftigen müsst. Die Auftragsbestätigung dafür könnt Ihr ebenfalls nachreichen.
  • Bereitstellen sanitärer Anlagen: Die Zahl der benötigten Toiletten ist abhängig von der Anzahl erwarteter Besucher:innen und wird Euch vom Ordnungsamt mitgeteilt. Alternativ zur Miete von Toilettenkabinen können diese Toiletten auch privat zur Verfügung gestellt werden: Vielleicht erklärt sich eine Kneipe in Eurer Straße dazu bereit? Mehr zum Thema Toiletten findet Ihr in der Sonderbauverordnung NRW.
  • GEMA: Plant Ihr ein Bühnenprogramm? Dann müsst Ihr das Straßen- fest bei der GEMA anmelden. Kostenmäßig könnt Ihr hier im Regelfall unkompliziert eine Pauschale vereinbaren, die sich nach der mit Musik bespielten Fläche bemisst.
  • Ausschankgenehmigungen: Jede:r, der auf eurem Fest Alkohol ausschenkt, braucht eine entsprechende Genehmigung. Die Einzelgenehmigungen kosten jeweils 30 Euro und müssen mit vollständigem Namen, der Anschrift sowie dem Ort des Ausschanks (das Straßenfest) beim Ordnungsamt beantragt werden. Das solltet Ihr als Festveranstalter:in zentral übernehmen und so die Übersicht bewahren. Wenn einzelne Nachbar:innen Getränke auf Spendenbasis abgeben, braucht es dafür keine Schankgenehmigung.
  • Ordner:innen: Die Ordner:innen behalten das Fest im Blick und kümmern sich um einen möglichst reibungslosen Ablauf. Auch hier macht das Ordnungsamt eine Vorgabe. Zur ersten Orientierung könnt ihr wieder die Sonderbauverordnung NRW konsultieren. Ihr könnt entweder professionelle Ordner:innen anstellen oder ein ehrenamtliches Team aus Nachbar:innen rekrutieren. Mobile Funkgeräte helfen bei größeren Veranstaltungen.
  • Sicherheit: Unglück vermeiden leicht gemacht: Sichert Eure (möglichst wasserfesten) Kabel mit Schutzmatten, sorgt für Feuerlöscher und befestigt Dekoelemente sicher in ausreichender Höhe.

Anwohner informieren

Als Veranstalter:in müsst ihr die Anwohner:innen, also eure Nachbar:innen, über das Fest informieren und aufklären:

  • Was ist geplant und wer steckt dahinter? Ruhig kurz und knackig.
  • Wie erreicht man den:die Verantwortliche:n vor, während und nach dem Fest?
  • Wann (Datum und Uhrzeit) ist welcher Teil der Straße gesperrt?
  • Am besten fügt ihr eine Aufbauskizze bei.
  • Wo und wann darf man nicht parken? Zusätzlich könnt Ihr auch alternative Parkmöglichkeiten aufzeigen und gegebenenfalls welche schaffen. Vielleicht öffnet der Supermarkt Eurer Straße seinen Parkplatz, wenn Ihr im Gegenzug sein Logo auf euren Flyer druckt?

Diese Basis-Informationen solltet Ihr mindestens drei Wochen vor dem Fest schriftlich an jeden unmittelbar an das Fest angrenzenden Haushalt geben. Damit kommt Ihr Eurer Informationspflicht nach. Zudem können sich Eure Nachbar:innen den Termin so freihalten und mitmachen, statt sich überrumpelt zu fühlen.

Feiern

Halteverbotsschilder und eventuelle Verkehrsumleitungshinweise müssen mindestens 72 Stunden vor Festbeginn fachgerecht aufgestellt worden sein. Das erledigt normalerweise auch die Verkehrssicherheitsagentur für Euch. Diese sollte auch protokollieren, wer zu diesem Zeitpunkt in der Straße parkt: So könnt Ihr auf Beschwerden à la “Als ich mich dorthin hingestellt habe, stand da noch kein Schild!” professionell kontern.

Beim Fest könnt Ihr Spaß haben und entspannen - aber solltet den Überblick nicht verlieren. Denn als Veranstalter:in tragt Ihr während des genehmigten Zeitraumes die juristische Verantwortung für den gesperrten Bereich. Es muss also mindestens eine Person für Behörden, Dienstleister, Nachbar:innen wie Besucher:innen durchgängig telefonisch erreichbar sein.

Im Falle einer Unwetterwarnung solltet Ihr das Straßenfest absagen und einen neuen Termin suchen. Sicherheit geht in diesem Punkt eindeutig vor! Für diesen Fall könnt Ihr zusätzlich zur Haftpflicht eine Ausfallversicherung abschließen.

Aufräumen

Nach dem Hobeln? Kommt das Fegen.

Hier könnt Ihr die städtische Müllabfuhr beauftragen - günstiger ist es, den Abfall mit städtischen Müllsäcken selbst zu sammeln. Die Säcke stellt Ihr neben öffentliche Mülleimer, die Stadt holt sie am nächsten Tag ab. Oder Ihr produziert von vornherein möglichst wenig Müll, zum Beispiel indem Ihr auf Pappteller und -becher verzichtet.

Die aufgestellten Verkehrszeichen (Halteverbotsschilder und Absperrbaken) müsst Ihr oder die Verkehrssicherungsagentur eine Woche nach Ende des Straßenfestes entfernen.

Finanzielles

Hierfür fallen üblicherweise Kosten an:

  • Verwaltungsgebühren der Stadt
  • Technikmiete, Kosten für Deko und Programm
  • Druckkosten Flyer und Plakate
  • Getränke auf Kommission
  • Versicherung
  • GEMA
  • Miete Toilettenkabinen
  • Ggf. Umleitung einer Buslinie

Insgesamt kommen hierbei erfahrungsgemäß Kosten bis zu 3.500 Euro zusammen - je nachdem, wie groß und umfangreich das Straßenfest wird.

Folgende Einnahmequellen könnt Ihr nutzen um diese Kosten zu decken:

  • Standgebühren (häufig ca. 20€)
  • freiwillige Spenden von Besucher:innen
  • Getränkeverkauf
  • Sponsoren (lokale Geschäfte, Banken etc.)

Betroffene Ämter und Gesetze

Kontaktmöglichkeit Ordnungsamt an folgende Mail: strassennutzungen@stadt-koeln.de

Landesimmissionsschutzgesetz NRW (LImschG): Weitere gesetzliche Vorgaben und Bestimmungen, vor allem zu Lautstärkeregelungen, findet Ihr hier

Sonderbauverordnung NRW: Hinweise zur Anzahl benötigter Toiletten und benötigter Ordner:innen

Nützliche Websites

  • Hier findet Ihr die aktuellen Corona-Auflagen für Veranstaltungen [1]

Beispiele

Körnerstraßenfest

Merkerhof-Straßenfest

Downloadmöglichkeiten, Vorlagen

Bilder

Kontaktmöglichkeit

Quellen

Agora Köln (2012) - Deine Strasse. Dein Leben. Dein Fest. Ein Handbuch für neue Straßenfeste.

Erfahrungen / Kommentare

Statt eines Straßenfestes könnt Ihr auch überlegen, eine [Freiraum-Demo] zu veranstalten. Hierbei müssen allerdings politische Forderungen und auch politische Inhalte im Vordergrund stehen. Auch beim Bierverkauf oder ähnlichem seid Ihr weniger frei als bei einem Straßenfest.