Solidarische Landwirtschaft/SoLaWi

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Version vom 29. März 2022, 16:26 Uhr von Dana Dübbers (Diskussion | Beiträge)
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Beschreibung

Selbstversorgung statt Supermarkt- die Solidarische Landwirtschaft ermöglicht es, Lebensmittel direkt vom Feld zu beziehen, indem sich landwirtschaftliche Betriebe oder Gärtnereien mit einer Gruppe privater Haushalte zu einer Wirtschaftsgemeinschaft zusammenschließen. Ihr bestimmt, unter welchen Bedingungen euer Obst und Gemüse angebaut und die Tiere gehalten werden und ermöglicht so eine biologische, artgerechte und faire Landwirtschaft unabhängig von Marktzwängen.

Das funktioniert, indem sich mehrere Privathaushalte die Gesamtkosten der Jahresproduktion teilen. Gemeinsam mit den Landwirt:innen tragen sie auch die Verantwortung und das Risiko, z.B. bei schlechter Ernte aufgrund von Witterungsbedingungen– solidarisch eben. So entscheiden alle gemeinsam, was und wie angebaut wird. In vielen Solawis ist es auch erwünscht, mal mit anzupacken.

Anleitung Schritt für Schritt

Gibt es bereits eine Solawi in der Nähe?

Am einfachsten ist es natürlich, sich einer bestehenden Solawi anzuschließen. Ob es in Eurer Nähe eine gibt, könnt Ihr z.B. hier herausfinden: Netzwerk Solidarische Landwirtschaft, in Köln gibt es zum Beispiel die SoLaWi Köln sowie die GemüseCoop Köln

Kerngruppe finden

Fragt Menschen in Eurem Umfeld, ob sie auch Lust auf solidarische Landwirtschaft haben. In der Kleingruppe überlegt Ihr euch, wie Ihr Euch Euren solidarischen Betrieb vorstellt und mit welchen Lebensmitteln Ihr gerne versorgt werden möchtet. Außerdem könnt Ihr Euch überlegen, welche Aufgabenbereiche und Verantwortungen Ihr als Gruppe übernehmen könnt, um die Menschen, die die Nahrungsmittel anbauen, zu entlasten (z.B. Finanzen und Formalitäten). Als Gemeinschaft könnt Ihr nun mit diesem Angebot auf einen Betrieb zugehen und schauen, ob die Bedürfnisse beider Seiten so erfüllt werden können.

Mitglieder werben

Um mehr Menschen für Eure Solawi zu gewinnen, braucht es vor allem eins: Gespräche. Geht auf die Menschen zu und erzählt von eurem Vorhaben. Dazu könnt Ihr auch schon bestehende Gruppen und Initiativen ansprechen. Im nächsten Schritt führt Ihr Infoveranstaltungen durch. Ihr könnt z.B. Menschen aus bereits bestehenden Solawis einladen, die von Ihren Erfahrungen berichten.

Es gibt Höfe, auf denen die Möglichkeit besteht, dass die Interessierten den Solawi-Betrieb, die Menschen und die Lebensmittel auf Probe (Probekiste, Probemonat, Probezeit) kennen lernen können, bevor sie dann Mitglied werden.

Wie viele Menschen Ihr braucht, hängt von der Höhe der Mitgliedsbeiträge, den natürlichen Gegebenheiten und den Arbeitskapazitäten ab. Als Faustregel gilt bei Gemüse: 100 Leute je Hektar.

Land, Landwirt:innen und Gärtner:innen finden

Landwirt:innen findet ihr

- auf dem Wochenmarkt

- in Direktvermarkter-Broschüren der Region

- in Gesuch-Anzeigen in Verbandszeitschriften

- über Inserate bei Hof sucht Bauer

- indem Ihr euch in die Initiativenliste der Solawi-Netzwerkseite eintragen lasst

- über Gesuch-Anzeigen im Solawi-Rundbrief

- über Gesuch-Anzeigen in Regional- und Gemeindeblättern

Land findet Ihr

- bei landwirtschaftlichen Betrieben, die Hofnachfolger:innen suchen, z.B. über Inserate bei Hof sucht Bauer

- über Nachfrage bei landwirtschaftlichen Höfen in der Region

- über Such-Anzeige auf der Solawi-Netzwerkseite und im Solawi-Rundbrief

- über Anzeigen in regionalen Blättern und Zeitungen (Immobilienmarkt)

- über Anzeigen in (Bio-) Verbandszeitschriften

- indem Ihr bei Kommunen nach ungenutzten Kommunalflächen anfragt

- indem Ihr Kirchengemeinden anfragt (Kirchen haben viel Land)

- indem Ihr die Landwirtschaftskammern der Bundesländer (manchmal auch 'Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum') wegen Hofnachfolge kontaktiert

Kommunikation

Um Eure Gemeinschaft aufrecht zu erhalten, bedarf es einer guten Kommunikation. Hilfreich sind hier z.B.:

- Regelmäßige Rundbriefe/Mails zu Aktuellem und zu erwartenden Erntemengen

- Homepage/ Blog zum Austausch und für Berichte

- Begegnungsmöglichkeiten mit Erzeuger:innen und Verbraucher:innen z.B. über:

o Liefercafé

o Mitarbeit auf dem Solawi-Betrieb

o Feste

- Notizbuch vor Ort für Hinweise zur Lieferung/ Aufteilung

- Pinnwand für Ankündigungen

- Arbeitsgruppen für bestimmte Aufgaben

Verteilung

Wie die Lebensmittel in die Haushalte kommen könnt Ihr frei mit den Erzeuger:innen aushandeln. Ihr könnt die Lebensmittel beispielsweise direkt vom Solawi-Betrieb abholen oder sie liefern lassen. Eine andere Möglichkeit ist die Verteilung über einen Marktstand oder ein freier Zugang zum Lieferraum. Lieferscheine informieren über die Entnahmemenge pro Person. Wenn die Lebensmittel ausreichend vorhanden sind, können sich die Mitglieder in der Regel frei bedienen. Bei begrenzt vorhandenen Lebensmitteln können Orientierungsangaben über die Mengen gemacht werden, die jedem:jeder zustehen.

Finanzierung

Im Idealfall findet die Finanzierung der Landwirtschaft vollständig über die Mitgliedsbeiträge statt. Die Höhe des Jahresetats, also der Bedarf für das folgende Wirtschaftsjahr, wird durch die Landwirt:innen jährlich neu ermittelt und auf der Vollversammlung erläutert. Der Etat deckt die Kosten der Landwirtschaft inklusive Lohnkosten, Versicherungen, Reparaturen und notwendigen Investitionen. Im Schnitt bewegen sich die Mitgliedsbeiträge zwischen 50€ bis 150€ pro erwachsener Person und Monat. Oft gibt es einen Orientierungswert anhand dessen die Mitglieder ihren Beitrag selbst festlegen. Häufig werden diese auch an individuelle Gegebenheiten angepasst, sodass niemand aufgrund fehlender finanzieller Mittel ausgeschlossen wird. Beiträge könnten z.B. auch durch Mitarbeit abgeleistet werden. Außerdem geben in vielen Solawis einzelne oder alle Mitglieder Darlehen an die Erzeuger:innen, um größere Investitionen wie den Aufbau des Hofes oder die Umstellung auf ökologische Produktion zu ermöglichen.

Betroffene Ämter und Gesetze

Bei der Wahl der Rechtsform gibt es verschiedene Optionen. Manche Betriebe bleiben Einzelunternehmen oder eine GbR, andere gründen Vereine oder Genossenschaften. Es ist auch möglich lediglich einen Acker zu pachten, ohne an eine Hofstelle angebunden zu sein.

Nützliche Websites

https://www.solidarische-landwirtschaft.org/startseite

https://ernte-teilen.org/#/

Beispiele

https://solawikoeln.org/

https://www.gemuesekoop.de/

Downloadmöglichkeiten, Vorlagen

Bilder

Erfahrungen / Kommentare